Where the children sleep, 2018 - 2020

"Nicht politische Korrektheit hat diese Bilder inspiriert, sondern der Verlust an Integrität und Identitätsverschiebungen, wovon fast alles und wir alle überall betroffen sind." / 1993 (Marlene Dumas)

 

In meinem 2004 begonnenen investigativen fortlaufenden Projekt hinterfrage ich die Auswirkungen der Medien auf unsere Wahrnehmung und unsere Emotionen. Die Bilderflut der Gegenwart gibt eine sehr schnelle Rezeption vor. Der Betrachter wird durch starke Signale, durch visuell einfach erfassbare, plakative, farbige Bilder ‚eingefangen‘, wobei diese spezifisch ausgerichteten Informationen keine Reflexionsangebote und -möglichkeiten bieten. Der Mediennutzer wird mit gezielten Botschaften konditioniert. Doch gerade durch diese Konditionierung kann der Konsument beginnen, sich emotional zu distanzieren. Die Gegenwart birgt eine enorme Bildermenge, mit der wir tagtäglich konfrontiert werden. Zudem können wir Bildinhalte in Sekunden digital verändern. Die Bildproduktion des Alltags beinhaltet die Gefahr, Erlebtes, Gesehenes, Konsumiertes nicht mehr weiter verarbeiten zu können, die Überinformation kann oft zu Desensibilisierung führen.

 

Wie stark muss ein Bild sein, damit es uns noch berührt?

 

In meiner Serie Where the children sleep arbeite ich mit Bildern, die ich den Medien entnehme. In dieser Serie beschäftige ich mich mit Portraits schlafender Flüchtlingskinder. Die Arbeiten greifen die Thematik der früheren Serien auf und erweitern diese um die Frage nach dem Potential, das in solchen Wahrnehmungsprozessen bzw. –konflikten steckt. Sie hinterfragen auch den Umgang der Medien mit der Flüchtlingsproblematik.

 

Die Bilderflut, die tagtäglich zu dieser Thematik auf uns einstürmte, polarisierte. Vor allem das Bild des toten Flüchtlingskindes am Strand von Bodrum löste eine große Diskussion aus. Einige große Tageszeitungen veröffentlichten das Bild, andere verpixelten es oder schnitten den Buben aus dem Bild heraus. In Deutschland entschied der Presserat, dass die Persönlichkeitsrechte des Kindes durch die Veröffentlichung nicht verletzt wurden (da das Gesicht des Buben nicht zu sehen war) und das Bild symbolisch für das Leid und die Gefahren, denen sich die Flüchtlinge auf ihrem beschwerlichen Weg nach Europa aussetzen, steht. Auch einige Künstler setzten sich mit den Bildern des toten Buben auseinander, u.a. der Künstler Ai Weiwei. Dies verschärfte die Debatte, ob und in welcher Form solche Bilder gezeigt werden sollten und was sie bewirken.

Aus der Serie Where the children sleep

Aquarell, Bleistift, manual paper cut auf Papier, 70 x 100 cm

Where the children sleep, 2018-2019

Aquarell, Bleistift, Pastell-Ölkreide, manual paper-cutting auf Papier, 70 x 50 cm

Where the children sleep, 2020, Arbeiten für AR, Aquarell auf Papier, 60 x 40 cm